NACHHALTIGE GEBÄUDE DER ZUKUNFT
(Theresa Götz)
Der Gebäudesektor verursacht weltweit ein Viertel der Co2-Emissionen. Das Bewusstsein dafür und die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden ist gestiegen. Doch wie sehen nachhaltige Gebäude aus?
Eines ist klar, ein energieeffizientes Gebäude ist noch kein nachhaltiges Gebäude solange nicht auch die verarbeiteten Materialien gesundheitsfördernd und die Wohnung/ das Haus auch leistbar ist. Genauso kurzsichtig ist die Perspektive, dass Elektroautos die Klimabilanz der Autoindustrie kompensieren werden.
Die drei Säulen der Nachhaltigkeit
Nachhaltige Gebäude der ÖGNI werden anhand der drei Säulen der Nachhaltigkeit bewertet. Diese sind Ökologie, Ökonomie und Soziales. Das heißt ein Gebäude wird hinsichtlich dessen Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und auf die Gesellschaft über den gesamten Lebenszyklus bewertet.
Dabei müssen, unter anderem, folgende Aspekte bereits bei der Planung berücksichtigt werden:
- Wahl des Grundstücks
Wir sehen uns an, wie viel Bodenfläche versiegelt wird, denn was einmal verbaut und versiegelt ist, über das wächst nicht so schnell wieder Gras, Bäume, Getreide oder andere Pflanzen. Die fortschreitende Verbauung unseres Landes gefährdet die Eigenversorgung mit heimischen Lebensmitteln sowie mehr als 500.000 Arbeitsplätze entlang der agrarischen Wertschöpfungskette. - Herkunft und Gewinnung der Rohstoffe
Wir überprüfen, ob sie erneuerbar oder endlich sind und unter welchen Bedingungen die Materialien hergestellt wurden. - Energie-, Wasser- und Materialeffizienz
- Lebensdauer eines Gebäudes
Wird dieses Gebäude auch noch in 70 Jahren den Anforderungen der Gesellschaft und der Umwelt entsprechen? Ziel ist es, Gebäude zu errichten, die nicht in ein paar Jahren wieder abgerissen werden müssen, sondern so flexibel wie möglich den Anforderungen der Zukunft Stand halten.
Gebäude über den gesamten Lebenszyklus betrachten
Man kann ein Gebäude nur dann wirklich nachhaltig bezeichnen, wenn es über den gesamten Lebenszyklus betrachtet wird. Wir müssen also auch errechnen wie viel Ressourcen verbraucht werden, um das Gebäude in Betrieb zu halten und wie viel Abfall am Ende des Zyklus produziert werden würde.
Vom Green Building zum Blue Building
Hat man früher noch von Green Buildings gesprochen, also Gebäuden, welche hauptsächlich nach ökologischen Kriterien konzipiert sind, spricht man heute, wenn es um Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche geht, ausschließlich über Blue Buildings. Diese vereinen unter den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens neben der ökologischen Nachhaltigkeit auch die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit.
Die ökonomische Qualität eines Gebäudes zeichnet sich dadurch aus, dass es wirtschaftlich sinnvoll, langfristig kostensparend und mit Blick auf die Investitionen möglichst wenig risikobehaftet ist. Dabei müssen auch die Kosten für Instandhaltung und Wartung sowie die Kosten für den Austausch von Materialien und technischen Anlagen betrachtet.
Auch ein entscheidender Punkt in der Frage, ob ein Gebäude nachhaltig ist oder nicht, sind die Kosten für Wohnen. Nur wenn sich die Menschen die Miete auch leisten können, wird das Gebäude nachhaltig bestehen bleiben. Die Wohnkosten umfassen nicht nur die Kaltmiete. Es sind die Kosten für Heizen, Strom, Betriebskosten wie Müllabfuhr, Kanalgebühr, etc. Auch diese Faktoren müssen berücksichtigt werden.
Um den Status eines Blue Building erreichen zu können, wird zudem die soziale Qualität eines Gebäudes betrachtet. Gebäude werden für Menschen geplant und errichtet und nur, wenn sich der Mensch darin wohlfühlt, kann dieses Projekt als Erfolg verzeichnet werden.
Deswegen müssen wir den Mensch in den Fokus setzen, indem ein Gebäude Gesundheit und Komfort fördert und die Aufenthaltsqualität erhöht.
Zu den Punkten, die beachtet werden müssen, zählen etwa:
- Tageslicht: Mit wie viel Tageslicht können die Bewohner dieses Gebäudes rechnen?
- Gemeinschaftsräume: Gibt es betreute Gemeinschaftsräume, die das Miteinander fördern und eine langfristige Akzeptanz bei den Bewohnern erlangen?
- Barrierefreiheit: Ist eine durchgängige Barrierefreiheit gegeben, die für alle gleichermaßen nutzbar ist?
- Weiters muss auch Raum für Freiflächen, Kinderspielplätze, eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr oder eine gute Nahversorgung gegeben sein.
All diese Faktoren machen eine langfristige Nutzung wahrscheinlicher und vermeiden Leerstand.
Wie sehen nun nachhaltige Gebäude aus?
Es gibt kein einheitliches Rezept, um nachhaltige Gebäude zu schaffen – es muss immer die Gesamtperformance betrachtet werden. Zusammengefasst kann man sagen: ein Gebäude aus den richtigen Materialien, energieeffizient, mit konstanten Betriebskosten, einer hohen Flexibilität und mit dem Fokus den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, zeichnet die Idee eines Blue Buildings aus.
Es ist nicht einfach, all diese Kriterien zu kombinieren. Deswegen stehen wir Ihnen als ÖGNI beratend zur Seite, um Immobilien zu schaffen, welche resilient und den Marktanforderungen gewachsen sind.
Der Artikel ist ursprünglich am 29. April 2021 auf der Website der ÖGNI erschienen. Sie finden das Original hier.